Autor: Thomas Maus- Holzer
Kunsthistorische und Architektonische Betrachtungen
Allgemeine historische Einordnung oder: Warum kam es zu einem Kirchenneubau?
Verglichen mit anderen ländlichen Gebieten Deutschlands ist im Saarland eine überdimensional hohe Zahl an Kirchneubauten in den Jahren von etwa 1850-1930 festzustellen. Ein Hauptgrund hierfür ist in der damals sprunghaft ansteigenden Industrialisierung und im damit verbundenen Anwachsen der Bevölkerungszahl zu suchen. Anfang des 20. Jahrhunderts vorhandene Kapellen waren oftmals nur Andachtsstätten ohne feste Gottesdienste und wurden von den Nachbargemeinden mit Pfarrkirche und Priester “mitversorgt”. Teilweise pilgerten Sonntagsmorgens ganze Ortschaften zur nächsten Pfarrkirche, oder der dortige Priester hatte einen Gottesdienstmarathon an verschiedenen Standorten zu absolvieren (es zeigt sich, dass sich Geschichte wiederholt). War eine Kapelle vor Ort vorhanden, war diese meist für die Ortsbevölkerung des 17. und 18. Jahrhunderts völlig ausreichend. Als sich jedoch im 19. Jahrhundert mancherorts die Einwohnerzahlen binnen 20 oder 30 Jahren verdoppeln und sich mit dem bescheidenen Wohlstand der Orte der heruntergekommene Zustand der Kapellen nicht mehr vereinbaren lässt, wird schnell gehandelt: Unzählige Kirchbauvereine werden gegründet und die teilweise architektonisch wertvollen Kapellen und Kirchen abgerissen, um neuen großen und stolzen Kirchen Platz zu machen. Mancherorts wird auch nicht in die Zukunft gedacht und schon nach wenigen Jahren wurden Erweiterungen dieser Kirchen notwendig. (So geschehen beispielsweise in Theley).
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die sogenannten historistischen Bauten der Jahrhundertwende nicht wertgeschätzt. Sie waren in damaliger Sicht keine erhaltenswerten Kunstwerke, sondern spiegelten eine, spätestens seit dem Bombenhagel, untergegangene Zeit dar. Sehr häufig werden die aufwendigen Malereien einfach abgeschlagen oder übertüncht (und später mühevoll wieder freigelegt- siehe Nunkirchen), aufwendig geschnitzte Hochaltäre werden zu Osterfeuern und müssen oftmals „seelenlosen“ Steinstelen weichen. Vereinzelt (zum Beispiel in Rehlingen oder Bettingen) werden Kirchen gar ganz abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Dass in Gresaubach beim Neubau manches anders lief, zeigt die
Baugeschichte
Die erste Erwähnung einer Kapelle in Gresaubach erfolgte im Jahre 1618. An dieser, oder einem Nachfolgerbau, erfolgten in den Jahren 1735 und 1836 Renovierungen und anschließend etliche Erweiterungen. Noch kurz vor der Niederlegung der Kapelle, die für den Kirchneubau erfolgen musste, zeugen Rechnungen von einer Erweiterung der Empore. Trotzdem wurde Ende des 19. Jahrhunderts das Gebäude dieser Wendalinuskapelle für die stark wachsende Dorfbevölkerung Gresaubachs zu klein. Viele Gläubige mussten den Gottesdienst auf dem Kapellenvorplatz verfolgen. Es musste eine Lösung geschaffen werden.
Nachdem sehr schnell die nötigen Geldmittel gesammelt waren– hier muss auf die große Spendenbereitschaft der Gresaubacher hingewiesen werden– wurde innerhalb des Jahres 1910 der gesamte Kirchbau, wie er bis 1957 bestand, errichtet. Eine Gemeinschaftsleistung des Dorfes, bei der auch zur Erntezeit immer wieder Fuhrwerke und Körperkraft für den Kirchbau abgezweigt wurden. Man wollte schließlich bis Weihnachten das Werk fertigstellen, was man auch schaffte: Am 18.Dezember 1910 erfolgte die Einweihung des Kirchenschiffs. Im folgenden Jahr wurde dann der 50 m hohe Turm erbaut.
Der Bau des Jahres 1910 bestand, neben Chorraum, Turm und Sakristei aus drei Jochen, wobei der Gesamtplan des Architekten schon fünf Joche vorsah. Die fehlenden beiden Joche sollten erst in den Jahren 1957-1961 folgen– also 50 Jahre nach Fertigstellung des Urbaues. Heute– noch einmal 50 Jahre später– würde für die überwiegende Zeit des Jahres der dreijochige Bau durchaus genügen. Aber an dieser Stelle sei lieber die Leistung des Architekten des Erweiterungsbaues gelobt, Hans Geimer aus Bitburg. Er, der beispielsweise auch für die Kirche Kreuzerhöhung in Hüttersdorf verantwortlich zeichnet, hat stringent die Originalbaupläne des Urbaues umgesetzt. So präsentiert sich die Kirche heute in erhabener Einheitlichkeit, ohne dass an der Erweiterungsstelle ein Stilbruch vollzogen wurde. (Mit einer Einschränkung: der Empore!)
Als Baumaterial wurde Sandstein aus den umgebenden Steinbrüchen –vor allem vom Ebert und vom Klingenberg– verwandt. Auch hier muss unterstrichen werden, dass der überwiegende Teil des verwendeten Baumaterials gespendet wurde. So wurde Geld und Material für den noch zu stemmenden Innenausbau gespart.
Mit der Weihe vollzog sich auch ein Wechsel des Patroziniums der Kirche: Während über Jahrhunderte der heilige Wendalinus, der Schutzheilige des gesamten Landes rund um den Schaumberg, der Namensgeber der Gresaubacher Kapelle war, wechselte mit der neuen Kirche das Patrozinium zum Heiligsten Herzen Jesu. Eine Begründung hierfür könnte eine in der damaligen Zeit durchgeführte Volksmission von Jesuiten liefern, welche häufig in den Orten eine Herz-Jesu-Verehrung initiierten. Auch die kurz zuvor von Papst Leo XIII durchgeführte Unterschutzstellung der gesamten Erde unter das Herz Jesu könnte Grund hierfür gewesen sein.
Der Bau des Jahres 1910 bestand, neben Chorraum, Turm und Sakristei aus drei Jochen, wobei der Gesamtplan des Architekten schon fünf Joche vorsah. Die fehlenden beiden Joche sollten erst in den Jahren 1957-1961 folgen– also 50 Jahre nach Fertigstellung des Urbaues. Heute– noch einmal 50 Jahre später– würde für die überwiegende Zeit des Jahres der dreijochige Bau durchaus genügen. Aber an dieser Stelle sei lieber die Leistung des Architekten des Erweiterungsbaues gelobt, Hans Geimer aus Bitburg. Er, der beispielsweise auch für die Kirche Kreuzerhöhung in Hüttersdorf verantwortlich zeichnet, hat stringent die Originalbaupläne des Urbaues umgesetzt. So präsentiert sich die Kirche heute in erhabener Einheitlichkeit, ohne dass an der Erweiterungsstelle ein Stilbruch vollzogen wurde. (Mit einer Einschränkung: der Empore!)
Als Baumaterial wurde Sandstein aus den umgebenden Steinbrüchen –vor allem vom Ebert und vom Klingenberg– verwandt. Auch hier muss unterstrichen werden, dass der überwiegende Teil des verwendeten Baumaterials gespendet wurde. So wurde Geld und Material für den noch zu stemmenden Innenausbau gespart.
Mit der Weihe vollzog sich auch ein Wechsel des Patroziniums der Kirche: Während über Jahrhunderte der heilige Wendalinus, der Schutzheilige des gesamten Landes rund um den Schaumberg, der Namensgeber der Gresaubacher Kapelle war, wechselte mit der neuen Kirche das Patrozinium zum Heiligsten Herzen Jesu. Eine Begründung hierfür könnte eine in der damaligen Zeit durchgeführte Volksmission von Jesuiten liefern, welche häufig in den Orten eine Herz-Jesu-Verehrung initiierten. Auch die kurz zuvor von Papst Leo XIII durchgeführte Unterschutzstellung der gesamten Erde unter das Herz Jesu könnte Grund hierfür gewesen sein.
Beschreibung der Kirche:
Lage
Die Pfarrkirche Herz-Jesu liegt am oberen Ende der Wendalinusstraße, gegenüber der Schule, am einstigen Ortsende und der zur Bauzeit höchsten Stelle des Dorfes. Hier stand auch schon die Vorgängerkapelle St. Wendalinus. Heute sind längst die Wohngebiete um die Kirche herum- oder, wie im Fall des Wohngebiets am Ebert, auch “über die Kirche hinaus” gewachsen. Die Kirche ist und bleibt aber weiterhin das Wahrzeichen des Ortes. Und Gresaubach kann stolz auf sie sein: Sie hat in Ihrer Entstehung und Geschichte viel Mühe und Arbeit gekostet und es ist nun an der heutigen Generation, sie über 100 Jahre nach ihrer Erbauung zu hegen und zu pflegen.
Außenbau
Die Westfassade der Kirche ist recht schmucklos gestaltet. Nach der Verlängerung des Baus war sie nicht mehr Schaufassade, sondern diente nur dem Abschluss des Kirchenschiffes nach Westen. Sie zeigt als Querschnittfassade direkt die Verhältnisse im Inneren der Kirche auf. An ihr lässt sich die Zweischiffigkeit des Kirchenraumes gut ablesen. Diese bedingt auch, dass die drei Fenster in der oberen Giebelzone nicht im Inneren der Kirche zu sehen sind- zu tief ist hier das Gewölbe nach unten gezogen. Während sich heute im Bereich der Sockelzone seit der Kirchenerweiterung die Fenster des Kirchenkellers befinden, waren hier vor der Erweiterung die beiden Hauptportale der Kirche, die später, wahrscheinlich unverändert, an die Längsseiten des Kirchenschiffes versetzt wurden.
Die Fassade wirkt mehr behäbig-gemütlich, als den sonst für die Gotik üblichen Drang nach oben zu zeigen.
Auch die Langseiten des Kirchenschiffes zeigen die Verhältnisse im Inneren auf. Die nicht sehr weit vorstehenden Strebepfeiler demonstrieren nach außen die Jocheinteilung des Raumes. Der Außenbau besteht, wie schon erwähnt, aus heimischem Sandstein, der sich ortsverbunden sehr gut in die Landschaft einfügt. Im ersten voll ausgeführten Joch befinden sich die Eingangsportale der Kirche. Diese sind, bis auf schön gestaltetes Stabwerk, schmucklos ausgeführt, was sich jedoch dem gesamten Äußeren der Kirche anpasst. Die Architektur zielt weniger auf Einzelformen als auf den mächtigen Gesamteindruck des Außenbaues.
Der quadratische Chorflankenturm, der aus einer breiten Basis herauswächst, geht in seiner oberen Hälfte in ein Oktogon über, dem vier Ecktürmchen beigestellt sind. An ihm befindet sich im Südwesten noch ein halbseitig integrierter Treppenturm. Das obere Drittel des Turmes ist, wie auch das Kirchenschiff, mit Schiefer gedeckt. Er gipfelt in einem Kreuz mit Kirchenhahn– eine für katholische Kirchen in der damaligen Zeit nicht alltägliche Lösung: Turmhähne waren meist evangelischen Kirchen vorbehalten.
Eine Besonderheit stellt die Sakristei dar: Aus dem Blickwinkel der Straße “Im Kleegarten” sieht sie wie ein an den Turm angebautes Häuschen aus. Sie scheint hier mit dem Kirchenschiff gar nicht in Verbindung zu treten. Da der Turm erst im Jahre nach der Fertigstellung des Schiffes gebaut wurde und man heute die Sakristei durch den Turm vom Chorraum aus betritt, ist diese wahrscheinlich auch im Jahre des Turmbaues entstanden.
Besonders von außen ist die schöne Gestaltung des Fenstermaßwerkes der Kirche abzulesen. In der Zeit der Gotik entwickelte sich nach und nach die Unterteilung der Fenster mit schmalen Steinbögen, die immer mehr zur Ausdruckskraft der Fenster beitrugen. Das Maßwerk in Gresaubach spiegelt ansatzweise den Höhepunkt dieser Meisterschaft im sogenannten “Flamboyant”-Stil (= Flammender Stil) wider. Vor allem im Bereich des Chorraums lassen sich die teilweise filigranen Muster sehr gut erkennen, die häufig an ihre Namensgeber, nämlich an Fischblasen erinnern. Alle Maßwerkteile wurden rein aus Zirkelformen erarbeitet, an denen die Steinmetze häufig ihre Meisterschaft machten.
Rund um die gesamte Kirche verläuft ein so genanntes Sohlbankgesims, auf dem die Maßwerke der Fenster aufgebaut sind. An der Fassade taucht dieses Gesims zweimal auf. Es gliedert die einzelnen Joche in zwei Zonen, wobei die untere durch eine sichtbare Sockelzone, die sich durch ein Gesims und eine größere Mauerdicke zeigt, abgeschlossen wird.
Das gesamte Kirchenschiff ist mit einem Krüppelwalmdach aus Schiefer eingedeckt, aus welchem kleine Spitzgauben herausschauen.
Offensichtlich verwendete man bei der Erweiterung des Kirchbaues Steine einer anderen Schicht oder anderen Grube. Bei genauerem Hinsehen sind die Steine der beiden “verlängerten” Joche etwas rötlicher, als die eher ockerfarbenen des “Altbaues”.
Innenraum
Hinweis: Dieser Abschnitt ist bewusst in Form eines zweifachen Rundganges durch die Kirche gestaltet. Der erste Rundgang beschäftigt sich mit Architektur, der zweite mit Ausstattung und Ausmalung.
Betritt man die Kirche durch den Südeingang zum ersten Male, ist man vielleicht überrascht. Eine zweischiffige Kirche, noch dazu aus der Neugotik– das ist etwas Seltenes: Architekturerfahrene kennen diese Bauform vereinzelt von Bettelordenskirchen der Gotik. Man hat eine große, 5-jochige Halle vor sich, die einem ungewohnt und ungewöhnlich vorkommt. In der Mitte der Kirche hat man statt eines freien Blickes auf den Altar einen Pfeiler vor Augen. Der Pfeiler im Westen wurde geschickt mit der Orgel umbaut. Da die Empore frei zugänglich ist, ist es empfehlenswert, sich zuerst von “erhabener” Stelle aus einen Überblick über die Raumverhältnisse zu schaffen. Der weite Blick in den Raum, der sich von hier oben bietet, wirkt sehr festlich.
Durch die Dreiteilung der Chorzone stellt sich uns ein zweischiffiger Raum mit zwei “Seitenschiffen” und einem geteilten “Mittelschiff”– nämlich dem eigentlichen Chorraum– dar. Diese Wirkung ist auch bedingt durch eine Abweichung der Gewölbeformen im Vorchorjoch, also im, von hier aus, letzten Joch des Langhauses. Stellt man sich in die Mitte eines der beiden Langhausschiffe, richtet sich der Blick wieder auf eine Säule: Diesmal ist es einerseits der Triumphbogen des Chorraumes, andererseits die Stütze des angetäuschten Seitenschiffes. Diese Stütze fällt für einen Triumphbogen überraschend schmal aus. Die Rahmung des Chorraumes ist- auch farblich- nicht hervorgehoben.
Zudem handelt es sich bei dieser Stütze um eine Säule, während die Gewölbeträger in der Mitte der Schiffe achteckige Pfeiler sind. Auffällig von hier oben ist vor allem das Fehlen von Kapitellen oder Kämpfern: Die Gurtbögen und Rippen des Kreuzrippengewölbes wachsen geradezu aus den Ecken der Pfeiler heraus. An den Wänden werden die Kräfte nicht in Diensten nach unten gezogen, sondern über zierliche Wandvorlagen mit Konsolen direkt nach außen geleitet.
Der Rundgang setzt sich nun im linken Schiff des Kirchenraumes fort. Am vorderen Ende des Schiffes befindet sich eine Chorflankenkapelle, vor die die Kanzel gesetzt ist. Im Chorvorjoch ist die kunstvolle Arbeit des Gewölbes bewundern, das sich sehr von denen der anderen Joche unterscheidet– endet es doch gegen die Abschlusswand der „Seitenschiffe“ stumpf. Stellt man sich nun frontal vor den Chorraum, so ist auffällig, dass trotz der Höhe und Weitläufigkeit die hier verwendeten Säulen sehr zierlich und filigran ausfallen. Hier ist auch einer der wenigen Hinweise auf den Turm im Inneren zu sehen: Während sich über der Chorflankenkapelle ein lichtes Rundfenster befindet, ist der Eingang der Sakristei von einem kräftigen Spitzbogen überfangen, in dem sich ein Rundfenster mit wesentlich tieferer Nische befindet. Natürlich bedarf es für die Masse des Turmes einer wesentlich größeren Mauerstärke, was hier jedoch recht gut kaschiert ist. Hervorzuheben ist die Rahmung der Sakristeitür, die sich sehr kunstvoll, aber zurückhaltend in den Raum einfügt. Auch hier wurde, wie an den Eingangsportalen der Kirche, ausschließlich Stabwerk verwendet.
Ein Augenmerk ist wieder auf das schöne Maßwerk der Fenster zu richten, das im oberen Teil jeweils unterschiedlich mit immer den gleichen Formen experimentiert.
Wendet man nun den Blick wieder zur Westwand, fällt auf, dass sich die Empore nicht so recht in den Neugotischen Raum einpassen will– besonders die Treppenaufgänge sind nicht sehr harmonisch im Gesamtbild. Trotzdem wird die Raumwirkung nicht stärker beeinträchtigt, da nicht mit Sichtbeton oder Stahlträgern etwas brachial Neues eingebaut wurde. Es ist einfach eine zweckdienliche Innenarchitektur.
Schön ist die Lösung der Orgelstellung, um das Licht der beiden Westfenster in vollem Maße in das Kirchenschiff fallen zu lassen. Auch die gut eingepassten Windfänge, auf die energietechnisch nicht mehr zu verzichten ist, sind Lobenswert zu erwähnen.Geht man nun in Richtung der Kanzel, fallen die schön gestalteten Kreuzwegstationen ins Auge. Sie sind nicht aus der ursprünglichen Ausstattung der Kirche, sondern wurden erst später angeschafft. Durch ihre neugotische Rahmung und die angepasste Hängung integrieren sie sich jedoch vorbildlich ins Erscheinungsbild der Kirche.
Die Kanzel selbst ist sehr einfach gehalten: Sie besitzt keinen „Schalldeckel“, der häufig zur besseren Akustik angebracht wurde (Weiß vielleicht jemand, ob ein solcher früher vorhanden war??) und besteht aus Sandstein, der an der Vorderseite in Felder unterteilt und mit Maßwerk geschmückt ist. Sehr schön gestaltet ist der Kanzelfuß, der quasi ein Miniaturgewölbe darstellt. Die Kanzel steht etwas zusammenhanglos in der Ecke der Kirche: Ein Problem, das sich aus dem zweischiffigen Aufbau der Kirche ergibt. Vorteil war hier jedoch, dass der Prediger von jedem Platz aus gesehen werden konnte. Heute wird die Kanzel meist zum Anbringen von Plakaten „missbraucht“.
Direkt hinter dem Predigtort befindet sich die linke und einzige Seitenkapelle. Sie ist sowohl zum Altarraum als auch zum Kirchenschiff hin offen. (Eine Lösung, wie es sie in mittelalterlichen Kirchen nur sehr selten gab. Hier gab es meist nur eine Öffnung!)
In der Kapelle befindet sich der Aufgang zur Kanzel und ein „Mariä-Schmerzen-Altar“: Eine sogenannte Beweinung, von der der Ausschnitt „Mutter und Sohn“ Pietà genannt wird. Er stellt die trauernde Gottesmutter dar, die Ihren Sohn, der gerade vom Kreuz abgenommen wurde, im Schoße liegen hat. Daneben gestellt sind einige Figuren, die den großen Schmerz in Gestik und Mimik verkörpern sollen. Diese sind zwar ohne Attribute dargestellt (Zeichen, die eindeutig auf einen bestimmten Heiligen hindeuten), aber man kann davon ausgehen, dass die mittrauernde Frau Maria Magdalena darstellt, der junge Mann hinter ihr ist sicherlich der Apostel Johannes und ihm zur Seite steht Josef von Arimathäa, der das Felsengrab zur Verfügung stellte. Ein weinender Engel vervollständigt das Bild.
Der Altar besteht aus mehreren Teilen: Einmal aus einem Sandsteinunterbau, der wie die Kanzel mit Maßwerk verziert ist. Darauf steht ein großer Holzaufbau mit eingefügtem Tabernakel, der einen ebenfalls hölzernen Hintergrund rahmt, welcher mit einem Sternenhimmel bemalt ist. In der Mitte davorgetellt das große Kreuz, über das ein Leintuch gehängt ist. Vor diesem Aufbau steht die Figurengruppe, die mit dem Sockel eine Einheit bildet. Sie besteht aus Gips. (Wie übrigens die meisten Kirchenfiguren der Neuzeit. Sie konnten einfach und in großen Mengen hergestellt werden. Doch dazu später mehr.) Die Szenerie ist sehr schön gestaltet und fügt sich gut in den kleinen Kapellenraum ein. Auch die Platzierung dieses Altares hinter die Kanzel ist gut gewählt worden: Verwies der Priester doch in seiner Predigt nur zu oft auf die Geschehnisse am Karfreitag, die die Auferstehung erst ermöglicht hatten.
Am rechten Eckpfeiler der Kapelle, zum Altarraum zu, befindet sich eine Ikonendarstellung der Mutter mit Kind, die von zwei fliegenden Engeln flankiert wird. Darüber ein kunstvolles „M“ für den Namen der Gottesmutter. Das Bild ist in einen neugotischen Rahmen gefasst, der jedoch von der Rahmung der Kreuzwegstationen abweicht.Autor: Thomas Maus-Holzer
Wenden wir uns nun dem Chorraum der Kirche zu. Zuerst fällt der schöne Zusammenklang des kunstvollen Gewölbes mit den neogotischen Hochaltar ins Auge. Die Proportionen sind sehr ausgewogen: der Altar verdeckt kaum die Fenster, die mit ihm auch erzählerisch eine Einheit eingehen. Die Unterzone der Rückwand wird von einem gemalten Fries eingenommen. Es stellt stark stilisierte Kreuzblumen dar (eine Schmuckform der Gotik, die sich auch in den oberen Feldern der Fenster wiederfindet.), die von einem umlaufenden “Sanctus” bekrönt werden. Diese Ausmalung scheint nicht die ursprüngliche zu sein: auf alten Aufnahmen der 50er Jahre ist eine gemalte Sandsteingliederung sichtbar, die einen schmalen, ebenfalls gemalten Schmuckfries zu Abschluss hat. Der Zelebrationsaltar, der nach dem 2.Vatikanischen Konzil errichtet wurde, ist eine Wiederverwendung der alten Chorschranken (“Kommunionbank”).
Der Hochaltar hat zuallererst die Aufgabe, ein kunstvoller Rahmen für den Tabernakel zu sein. Er ist aber auch, hier in Verbindung mit den Fenstern, Geschichtenerzähler. Ich gehe hier zuerst auf die gemalten Felder des Altares ein:
Im zugeklappten Zustand (Vorbereitung auf Weihnachten, Adventszeit) zeigt er auf der linken Seite die “Verkündigung des Engels des Herrn an Maria” (Angelus Domini nuntiavit Mariae). Ein stolzer Engel mit Lilie in der Hand, dem Zeichen für Jungfräulichkeit und Unbeflecktheit, zeigt in Richtung des heiligen Geistes, der stets als Taube dargestellt wird. Diese Taube sendet einen Lichtstrahl zu Maria, sie “empfängt”. Die rechte Seite springt ans Ende des Lebens Jesu: “Vater wenn es möglich ist” (Pater, si possibile est), zeigt Jesus im Garten Gethsemane, im Hintergrund die schlafenden Jünger, der einen Kelch aus dem Himmel erhält. Seine flehende Geste setzt den geschriebenen Satz fort: “…lasse diesen Kelch an mir vorübergehen.”
Passend zum linken Bild sehen wir am dahinterliegenden Fenster die Geburt Christi. Nicht mehr die Taube, sondern ein Stern sendet jetzt sein Licht auf Christus selbst, der von seinen Eltern und anbetenden Engeln umgeben ist.: Von oben herab sind es drei Engel mit dem Schriftband “Gloria in Excelsis Deo”, dann folgen vier Engel, die auf den Neugeborenen aufmerksam machen, die heilige Familie ist dann letztendlich von 7 Engeln umgeben. So ergibt sich die Zahl der 14 Nothelfer (2 zu meinen Häupten…). Das Fenster ist in einer Mischform aus gotisierenden und Jugendstilformen gestaltet.
Zum rechten Bild passend ist natürlich auch das dementsprechende Fenster: Es zeigt Jesus als Auferstandenen, wie er der versammelten Jüngerschaft und dem vor ihm knienden Thomas seine Wundmale zeigt. Originellerweise sind die Jünger zu überwiegender Zahl nur als angedeutete Heiligenscheine zu erkennen. Hier finden sich 10 Engel zur Begleitung ein, während sich die Gesamtzahl der abgebildeten Jünger und Jesu auf 12 beläuft- die Zahl der Vollkommenheit. Analog zum Geburtsfenster ist das Fenster im gleichen Stil gestaltet.
Die Fenster zeigen jeweils die Erfüllung der Offenbarungen, die auf den Altarblättern dargestellt sind: Auf die Verkündigung folgt die Geburt, auf den Tod die Auferstehung.
Sind die Altarflügel geöffnet, zeigt sich uns ein ganz anderes Bild: Es öffnen sich 4 Szenen aus dem Leben Jesu, die sich sehr gleichen.
Die beiden inneren Tafeln, die schon vom Aufbau des Altares her mehr perspektivische Tiefe haben, zeigen einerseits links die Bergpredigt, rechts das letzte Abendmahl. Die Bergpredigt deute ich auf Grund der Schale mit Fischen, die zu Jesus gereicht werden. Das Abendmahl orientiert sich an den Darstellungen Da Vincis und vieler anderer. Die beiden Außentafeln sind wesentlich schwerer zu deuten. Da Christus rechts schon als Erlöser dargestellt wird, wird die linke Tafel als Predigt zeitlich von der Bergpredigt und die rechte Tafel schon nach der Auferstehung einzuordnen sein. (Was auch wieder mit den dahinterliegenden Fenstern korrespondiert.)
Die jeweiligen Figurengruppen der Tafeln haben einen einheitlichen Hintergrund in noblem, goldfarbenen Ranken- und Blattwerk. Die Figuren selbst wurden, wie wir es schon vom Altar der Seitenkapelle kennen, im Gipsgussverfahren hergestellt. Während die Rahmung der inneren Tafeln aus gotisierenden Arkaden besteht, schmückt die Außentafeln ein sehr filigranes, geschnitztes Rankenwerk mit allerlei Früchten und Blüten.
Zwischen den Tafeln steht das personifizierte Patrozinium der Kirche: „Das heiligste Herz Jesu“ in der damals üblichen Darstellung. Darüber befindet sich in einem mit zahlreichen Fialen verzierten Baldachin- Aufbau ein Engel mit dem Schweißtuch der Veronika und darüber noch einmal zwei adorierende Engel. Unter der Figur befindet sich eine größere Öffnung, die sehr reich mit Weinranken geschmückt ist. Sie bietet sowohl die Möglichkeit der Ausstellung des Allerheiligsten in der Monstranz als auch die Aufstellung eines Kreuzes. Darunter befindet sich der Tabernakel, dessen überreiche Türen mit Weinstock und Ähren als Gleichnisse auf die Gegenwart Jesu hinweisen. Diese Zeichen finden wir auch zwischen den einzelnen Medaillons links und rechts des Tabernakels, die einzelne Bibelstellen symbolisieren.
Die Bibelstellen sind etwas verwirrend, weil beispielsweise bei Mose nicht das entsprechende Buch angegeben ist; ein Buch „Malachias“ nicht existiert (es heißt Maleachi) und die Psalmenstelle wohl die Titel von 2 Psalmen beschreiben soll. Ich zitiere die einzelnen Textstellen nach der Lutherausgabe von 1912:
Mose(4) 14, 18: Der HERR ist geduldig und von großer Barmherzigkeit und vergibt Missetat und Übertretung und läßt niemand ungestraft sondern sucht heim die Missetat der Väter über die Kinder ins dritte und vierte Glied.
Malachias 3, 7:Ihr seid von eurer Väter Zeit immerdar abgewichen von meinen Geboten und habt sie nicht gehalten. So bekehrt euch nun zu mir, so will ich mich zu euch auch kehren, spricht der HERR Zebaoth. So sprecht ihr: “Worin sollen wir uns bekehren?
Psalmen:77:Gebet um Gottes Vergebung und Leitung, 25:Trost aus Gottes früheren Taten
Jesaja 49, 15: Kann auch ein Weib ihres Kindleins vergessen, daß sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie desselben vergäße, so will ich doch dein nicht vergessen.
Rechts hinter dem Hochaltar befinden sich zwei in die Wand eingelassene Becken. Sie dienten früher zu Handwaschungen während des Gottesdienstes.
Das Fenster hinter dem Hochaltar, das teilweise durch diesen verdeckt wird, zeigt im oberen Teil eine stilisierte Festungsanlage des Mittelalters (also ein direkter Rückgriff auf die Darstellungsformen der Gotik, die die biblischen Geschichten im zeitgenössischen Umfeld präsentierten). Darunter sehen wir in ergreifender Darstellung die Kreuzigungsszene: Johannes stützt Maria, die Mutter des Gekreuzigten, die flehend Ihre Hände in Richtung ihres Sohnes hebt. Hinter dem Gekreuzigten tauchen bewaffnete, römische Soldaten auf, die eine Drohkulisse gegenüber der verzweifelten Mutter entstehen lassen. Einen Gegenpart dazu stellt die zu Jesu Füßen kniende Maria Magdalena dar, die sich ihm in einer liebevollen Geste entgegenstreckt. Die Sockelzone des Fensters wird von den vier Wesen eingenommen, welche die vier Evangelien symbolisieren: (von links nach rechts) Der Engel oder Mensch steht für Matthäus, der Stier oder Ochse für Lukas, der Adler für Johannes und der Löwe für Markus. Hierzu noch eine kleine Anmerkung: Die häufig bei alten Kirchen zu findenden Gasthöfe wie „Goldener Adler“ oder „Roter Ochse“ sind meistens auf diese Evangelistensymbole zurückzuführen.
In den Zwickeln über diesem Mittelfenster befinden sich, im Gegensatz zur übrigen Kirche keine Pflanzendarstellungen, sondern Engelgestalten, die schon zum Himmel hinauf zu fahren scheinen. Im Schnittpunkt der Zwickel sehen wir goldene Strahlen: Ein Hinweis auf die Gegenwart Gottes. (Auge Gottes). Das Fenster in der oberen linken Seitenwand des Altarraumes zeigt ebenfalls in einem Strahlenkranz das Christusmonogramm IHS.
Wenn wir nun den Altarraum verlassen schauen wir nochmals kurz in die kleine Seitenkapelle, um das schöne Fenster dieser Kapelle zu betrachten: Es ist die Flucht nach Ägypten dargestellt, die sich beim ersten Betrachten nicht von anderen Darstellungen dieser Art unterscheidet. Es gibt jedoch eine Besonderheit: Nach der „Legenda aurea“ beugte sich bei Theben ein heilbringender Baum/ eine Palme vor Jesus. In diesem Fenster beugt sich ein weltlicher Herrscher (mit Reichsapfel, Zepter mit Zapfenbekrönung und Lilienkrone) als Denkmal vor seinem himmlischen Herrn. Eine unübliche und außergewöhnliche Darstellung.
Wenden wir uns jetzt dem rechten Seitenaltar zu. Links davon sehen wir in einem Wappenschild die Inschrift „A.(nno) D.(omini) 1910“- also das Jahr der Grundsteinlegung im Jahr des Herrn 1910.
Der Altar ist in seiner äußeren Form das verkleinerte Abbild des Hochaltares und stammt wohl aus der gleichen Werkstatt. Er ist dem heiligen Wendalinus geweiht, der auch als größte Figur in der Mittelnische steht. Diese Figur sehen wir übrigens in der exakt gleichen Darstellung und Farbgebung im Eingangsbereich der Wendalinusbasilika (Dom) in St. Wendel. Ein Hinweis darauf, dass derart beliebte Darstellungen von Volksheiligen mehr als einmal in der gleichen Form hergestellt und somit schon im 19. und frühen 20. Jahrhundert zum Massenprodukt wurden.
Ihn begleiten zu seiner Linken ein Heiliger mit Wanderstab (Vielleicht der heilige Jakobus, auch wenn die charakteristische Jakobsmuschel fehlt. Möglich wäre auch, dass der Heilige Lutwinus als Regionalheiliger dargestellt ist.), zu seiner Rechten eine Heilige mit grünem Stab in der Hand- das könnte nun die Heilige Oranna sein, wenn wir in der Region bleiben.Autor: Thomas Maus-Holzer
Begeben wir uns nun zum mittleren Durchgang, um die Kirche wieder als zweischiffige Halle wahrzunehmen. Die harmonisch eingefügten Kreuzwegstationen wurden ja schon an anderer Stelle angesprochen. Ein weiteres Bildprogramm zeigen die eindrucksvollen Fenster, an denen der Erweiterungsbau der 60er Jahre auch im Inneren ablesbar ist. Ein eindeutiger Bruch zwischen der Glasgestaltung der Erbauungszeit des Chores und der anschließenden beiden Joche und der des Anbaus ist unverkennbar. Leider wurden die ursprünglichen Fenster der westlichen Abschlusswand nicht wieder eingesetzt.
(Besitzt einer der Leser vielleicht noch Bilder dieser Fenster oder weiß, wo sie abgeblieben sind? Glasmalereien dieser Qualität wurden sicherlich irgendwo gelagert. Bitte diesbezüglich bei Hans Hoffmann melden)
In den ersten beiden Jochen nach dem Chorraum befindet sich wie gesagt noch die ursprüngliche Verglasung.
Mit Blick zu Orgel erblicken wir rechter Hand die heilige Barbara. Sie ist die Beschützerin der Bergleute und darf daher in einer Gemeinde mit Bezug zum Bergbau nicht fehlen. Ihre Heiligenattribute sind ein Turm (hier nicht dargestellt) sowie der Abendmahlskelch mit Hostie und ein Schwert. Der Kelch deutet auf die Heilige als Priesterin hin, das Schwert auf den erlittenen Märtyrertod.
Zu unserer Linken befindet sich das Fenster des heiligen Aloisius von Gonzaga. Sein Attribut ist das Kreuz in der Hand, dass auf den frühen Beitritt zum Jesuitenorden hinweist. Er ist ein beliebter Heiliger zu Beginn des 20. Jahrhunderts (siehe Patrozinium in Steinbach). Er steht für Jungfräulichkeit und für die Krankenhilfe. Seine eigentlich schwarze Soutane wurde für das Fenster gegen eine weiße ausgetauscht. Als Inschrift im Schriftband sehen wir „ Sancte Aloysi ora pro nobis“: Heiliger Aloisius bitte für uns.
Im nächsten Joch befindet sich nun links das Josefsfenster. Er hält den segnenden Jesusknaben auf der Hand. Unter ihm befinden sich in einem königlich anmutenden Wappen die Zimmermannsattribute. Josef hält in der Hand eine Lilie- ebenfalls ein Hinweis auf Jungfräulichkeit. Josef hat also im übertragenen Sinne mit der Geburt des Kindes nichts zu tun.
Im Fenster gegenüber befindet sich eine Darstellung der Heiligen Anna. Anna, die Mutter der Gottesmutter ist als Lehrerin von Maria dargestellt. Das aufgeschlagene Buch soll schon die Verheißung des Erlösers künden. Das Schriftband fleht diesmal auf Deutsch: „Heilige Mutter Anna, bitte für uns.“
Diese vier Fenster bestechen mit einer Fülle von sehr qualitätvollen Jugendstilverzierungen. Überall sind Architekturelemente zitiert, die evtl. auf die ursprüngliche Ausmalung der Kirche Bezug nehmen. Die sehr herben Engeldarstellungen, die nichts mehr mit den süßlichen Putten der Barockzeit gemein haben, weisen auf einen Bezug des Malers zur Schule von Darmstadt hin. Man beachte zum Beispiel die meisterhafte Nutzung des wechselnden Maßwerks, um die Engel in jedem Fenster anders erscheinen zu lassen.
Die in den nun folgenden Jochen Drei und Vier befindlichen Verglasungen geben (mir zumindest) allerhand Rätsel auf:
Sie sind sehr modern gestaltet und daher bei weitem nicht so einfach zu entschlüsseln, wie die Vorherigen. Ich gebe daher hier nur meine Interpretationen wider und lasse mich gerne von Ihnen korrigieren!!
Kommen wir nun zum dritten Joch vom Altarraum aus gesehen:
Zu unserer Rechten sehen wir einen sehr schlicht gehaltenen Beichtstuhl, der sicherlich aus der Zeit der Kirchenerweiterung stammt. Darüber befindet sich ein Marienfenster, auf dem das heiligste Herz Jesu aus dem Schoß der Gottesmutter kommend dargestellt ist. Über diesem Marienbildnis sind Ordensschwestern dargestellt (evtl. Schwestern des hl. Herzens Jesu)
Zur Linken ist die Sockelzone zweigeteilt: Im ehemaligen Seiteneingang der Kirche befindet sich ein schön gearbeiteter Beichtstuhl, der stilistisch aus den 30er Jahren stammen könnte. Ihn bekrönt in einem geschweiften Feld eine Darstellung des Gleichnisses vom wiedergefundenen Sohn. Links und rechts der Priestertür sehen wir einen nicht eindeutig dargestellten Heiligen, sowie den Pfarrer von Ars, der Patron aller Priester. Er hat als Zeichen der Verschwiegenheit seinen Zeigefinger auf den Lippen.
Daneben befindet sich in einer schönen Türfassung (es müsste der Aufgang zur Empore gewesen sein, da auf alten Darstellungen hier der Treppenaufgang, der nicht in die Kirche integriert war, begann) ein Kreuz, dass sicherlich aus der Erbauungszeit stammt und sich an diesem Platz gut einfügt. Darüber sehen wir im Fenster Christus als Erlöser mit unterschiedlich gewandeten Männern im Hintergrund.
Im vierten Joch ist nun auf beiden Seiten gleich die untere Zone durch die Kircheneingänge beherrscht. Direkt über den Türen befinden sich schmale Fensterzonen, die jeweils ornamental gestaltet sind. Während im oberen linken Fenster wiederum Christus mit Ähren (Zeichen für seine Passion) nun ebenfalls von Ordensleuten und Heiligen umgeben ist, sehen wir auf der rechten Seite eine Gresaubacher Besonderheit: Ein „Lourdes-Fenster“, auf dem eine der Marienerscheinungen des Jahres 1858 in der französischen Kleinstadt dargestellt ist. Eventuell wurde dieses Thema aufgrund des kurz davor stattgefundenen 100. Jubiläums der Erscheinungen gewählt.
Nun stehen wir vor dem sehr kunstvoll gestalteten Taufstein. Die einzelnen Felder seines Beckens sind mit unterschiedlichen Maßwerken in angedeuteten Fenstern gestaltet. Bekrönt wird der Stein von einem Messingaufsatz, der in einer Kreuzblume endet.
Unter der Empore befindet sich ein weiterer, überreich verzierter Beichtstuhl der Kirche. Er ist wahrscheinlich der Erste und ursprünglich genutzte. Leider kommt er an dieser Stelle nicht in dem Maße zur Geltung, wie es ihm gebühren würde. Man beachte nur die reich umrankte Priesternische und die fast mustergültige, neogotische Bekrönung!
Die beiden Fenster unter der Empore zeigen links des Beichtstuhles den Heiligen Rock und das Kreuz als Zeichen für Passion und Auferstehung, während rechts Taube, Kerze und Wasser sowohl das Pfingstfest als auch die Taufe (den Raum unter der Empore als Taufkapelle) darstellen.
Neben dem Pfingst-Fenster befindet sich eine Statue des heiligen Antonius, der als sein Zeichen das Christuskind auf der Hand hält.
Betreten wir nun die Empore der Kirche. Schon in den Ausführungen zur Architektur habe ich die schöne Aufstellung der Orgel im Verhältnis zu den flankierenden Fenstern lobend erwähnt. Die Orgel ist ein Werk der Gebrüder Späth aus Ennetag in Württemberg (jetzt Freiburger Orgelbau) Die Orgel ist in Größe und Klang den Dimensionen der Kirche sehr angenehm angepasst und wurde im Juli 1961 eingebaut.
Das Fenster rechts der Orgel zeigt die Heilige Cäcilia als Patronin der Kirchenmusik dargestellt. Sie hält eine Miniaturorgel als ihr Zeichen in der Hand. Hinter ihr befinden sich mehrere Engel, die die „himmlischen Heerscharen“ darstellen.
Das linke Fenster zeigt König David als Psalmist und Harfenist, er spielt im Hintergrund König Saul Psalmen vor. Über dem Treppenaufgang an dieser Seite finden wir ein Rundfenster, das auf der „Cäcilienseite“ nicht vorkommt. Es ist mit einem ornamentalen Muster versehen.
Bevor wir wieder ins Kirchenschiff gehen, werfen wir nochmals einen Blick in den weiten, hellen Kirchenraum und bewundern den stilsicheren Umgang des Architekten mit den historischen Formen.
Bevor ich die Kirchenführung abschließe, möchte ich Sie noch auf sonst nicht zugängliche Pfade durch die Kirche mitnehmen:
Der Weg führt zuerst in den 50 m hohen Turm, in dem wir nach einer Wendeltreppe eine Art Turmhalle erreichen, die von einem recht großen Rundfenster erhellt wird. Es liefert auch das Licht für das Fenster im Altarraum, das sich über dem Eingang zur Sakristei befindet. Eine lange Feuerleiter führt uns zum Glockenstuhl des Turmes, in dem das Geläute aus den Jahren 1911 und 1952 hängt.
Die große Glocke in der Mitte trägt die schöne Inschrift: „Dem Herzen Jesu läut ich zur Ehr, – den Gresaubacher Christen Schutz ich gewähr,- allen die Seufzen in Erdennot, – hilft Herz Jesu in Leben und Tod.- Anno 1952“
Die Glocken links und rechts sind dem Heiligen Wendalinus und der Mutter Gottes geweiht. Sie haben die Inschriften:
„Schutzpatron St. Wendelin- hör uns loben Dich und preisen! -1911“ sowie
„Sancta Maria Maid- Dir sein meine ehr’ne Stimme geweiht- läute mein Glöcklein nur zu, –
Läute zur himmlischen Ruh.- Anno 1952“
Bis auf die Herz-Jesu-Glocke mussten die anderen beiden Glocken wohl zu Kriegszwecken abgegeben werden. (Weiß jemand etwas darüber, ob das in beiden Weltkriegen geschah?)
Die Feuertreppe wieder hinunter gelangen wir nun auf den riesigen hölzernen Dachstuhl, der eine große, offene Halle über dem gesamten Kirchenraum bildet. Von einem schmalen Holzsteg aus können wir die kunstvollen Tonnen der Gewölbe bewundern, die von oben an kreuzförmig aufgegangene Dampfnudeln erinnern. Auch die Gurte, die das Gewicht auf die Streben und Pfeiler ableiten, sind gut zu erkennen. Hier oben erhellen die drei Fenster, die wir von der Straße „Im Hanfgarten“ im oberen Teil der Westfassade erblicken können, ein wenig den majestätischen Raum.
Wieder im Sakristeianbau betreten wir in dessen oberer Etage eine wahre liturgische Schatzkammer: Ein großer, hölzener Ambo, ebensolche Buchstützen für den Altar und weitere nach hier „abgeschobene“ Ausstattungsstücke der Kirche finden sich hier. Vor allem aber eine große Anzahl von historischen Kaseln, zum größten Teil mit den dazugehörigen Stolen, die nahezu jedes Fest des Kirchenjahres auch in der Priesterkleidung wiederspiegeln könnten, harren hier ihrer Wiederentdeckung. Schon wenige Ausbesserungen könnten diese versteckten Schätze wieder nutzbar machen.
Kirchenführung:
Wieder eine Etage tiefer, betritt man den Sakristeiraum. Man sieht sich einem mächtigen Paramentenschrank gegenüber, der von der Gestaltung an den Beichtstuhl unter der Empore erinnert. Durch seine reichen Verzierungen und die kunstvollen Beschläge könnte man ihn auch als eine „Kirche im kleinen Maßstab“ bezeichnen. Ihm gegenüber der Tresor, der den Kirchenschatz birgt. Er ist als Schatzkästlein gestaltet, seine Außentüren sind mit Weinranken, die Innenseiten mit adorierenden Engeln verziert.
Besonders hervorzuheben sind hier ein reich verzierter Kelch aus dem Jahre 1907, der eine meisterhafte Goldschmiedearbeit mit durchbrochenem Fuß sowie zahlreichen Flachreliefs zeigt, sowie die beiden Monstranzen. Die größere der beiden gehört dem barocken Formenschatz an, während die kleinere Monstranz wahrscheinlich der gleichen Zeit wie der eben beschriebene Kelch angehört. Es ist davon auszugehen, dass die kleinere Monstranz und der Kelch für die neuerbaute Kirche angeschafft wurden, während die Barockmonstranz evtl. noch aus der Wendalinuskapelle stammt. Weitere Stücke aus dem Kirchenschatz sind:
- Ein Kelch mit der Inschrift: „Zum Silberjubiläum gewidmet von der Pfarrei Gresaubach“- wahrscheinlich aus den 1930er Jahren.
- Eine goldene Custodia zur Aufbewahrung des Allerheiligsten
- Eine Pyxis zur Aufbewahrung der Krankenkommunion
- Ein großes Ziborium mit dazugehöriger Abdeckung
- Ein goldener Armreif sowie
- Einige liturgische Gerätschaften, die von der Form her auch aus der Zeit des Kirchenneubaus stammen können. (Kelchlöffel)
- Mehrere Weihrauchfässer, sowie die dazugehörigen Schiffchen
Noch einmal zur Erinnerung: Unsere Fahrt nach Metz findet am 01.06.2013 statt. Anmeldung bei Hans Hoffmann, 06881-1533
Autor: Thomas Maus-Holzer
Der Architekt
Zum Abschluss einige Worte zum Architekt der Kirche: Julius Wirtz (1875-1952) war zum Zeitpunkt der Erbauung Dombaumeister in Trier. Er hatte in den Jahren zuvor die unter seinem Vater begonnenen Maßnahmen zur Restaurierung des Trierer Domes geleitet und war deshalb mit Schmuckformen der einzelnen Baustile bestens betraut. Da er natürlich auch für Instandsetzungen älterer Kirchen zur Rate gezogen wurde, war die Vielfalt der Vorlagen, auf die er zurückgreifen konnte, schier unerschöpflich. Dies zeigt sich nicht nur an der Gresaubacher Kirche, sondern auch an den Gotteshäusern, die er in (teilweise) nächster Nachbarschaft errichtet hat. Auffälliger Weise hat Julius Wirtz seine Bauten genau in der zeitlichen Abfolge der Kunst-und kulturhistorischen Stile errichtet. Er lädt uns quasi zu einer Rundfahrt durch die Geschichte der Architektur ein:
Starten wir in Niedersaubach: Hier sehen wir ein Musterbeispiel eines romanischen Zentralbaus (Erbaut 1909), dann geht es weiter mit Gresaubach (Erbaut 1910-1911), einem spätgotischen, zweischiffigen Bau. (Zum Vergleich ist ein Abstecher nach Nunkirchen empfehlenswert, wo der Vater des Architekten 1896 die Pfarrkirche, die kurioserweise das gleiche Patrozinium inne hat, erbaute.) Nun fahren wir nach Steinbach (Erbaut 1912-1913) und können uns dort eine Stilkombination aus Neorenaissance und Neobarock ansehen. (Der Turm ist eine Ergänzung der fünfziger Jahre und war von Wirtz in anderen Formen vorgesehen) Der Zeitsprung über den Ersten Weltkrieg führt uns auch zu der weiter entfernten Kirche von Bachem (Erbaut 1923-1925), die uns neben Neorenaissance auch Anklänge an den Neoklassizismus zeigt. Zum Abschluss geht es dann nach Wustweiler (Erbaut 1932-1934), wo Wirtz richtungsweisend für viele spätere Kirchenbauten im Saarland einen neuen, modernen Stil umsetzte. Was auffällt ist, dass Wirtz stets geschickt die Gegebenheiten der Umgebung ausnutzte, um eine besonders malerische Wirkung zu erzielen. Wir verdanken ihm einen der ungewöhnlichsten Bauten des Historismus im Saarland- eine Kirche ohne direkte Vorbilder in der näheren und weiteren Umgebung- die Kirche Herz-Jesu in Gresaubach.
Ein Literaturhinweis hierzu ist die Festschrift zu 100 Jahre Kapelle St. Antonius – Niedersaubach. Vor allem ist hier der hochinteressante Aufsatz von Frank-Oliver Hahn: „Der Kapellenbau und sein Architekt“ zu nennen.
Übrigens ein sehr empfehlenswertes Buch für jeden, der sich intensiver mit der Materie der Sakralbauten aus jener Zeit im Saarland beschäftigen möchte und gleichzeitig Quellenverzeichnis:
Kristine Marschall: Sakralbauwerke des Klassizismus und des Historismus im Saarland
(Band 40 der Veröffentlichungen des Instituts für Landeskunde im Saarland)